Dr. Ulrich Kater, Chefvolswirt der DekaBank

Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater

Lesen Sie jede Woche den aktuellen Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Dr. Ulrich Kater studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Köln. 1995 promovierte er am Finanzwissenschaftlichen Seminar der Universität Köln und übte gleichzeitig eine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Köln, der Fachhochschule Köln und der European Business School aus.

Von 1995 bis 1999 war Herr Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Von 1999 an arbeitete er am Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der DekaBank mit. Seit 2004 bekleidet er die Position als Chefvolkswirt der DekaBank und ist seit 2006 auch Vorsitzender der Kommission für Wirtschaft und Finanzen im Verband Öffentlicher Banken.

Darüber hinaus folgte er Lehraufträgen an der Universität Witten-Herdecke, der Zeppelin University Friedrichshafen sowie an der Hochschule der S-Finanzgruppe. Nebenbei ist Ulrich Kater auch als Autor zahlreicher Veröffentlichungen über Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und Globalisierung in Erscheinung getreten.

24.11.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Starke Aktienmärkte

Die vierte Woche mit Gewinnen an den Aktienmärkten liegt hinter uns. Der deutsche Aktienindex DAX hat damit gegenüber Ende Oktober etwa 8 Prozent an Boden gutgemacht. Sofern nicht noch gravierende Dinge geschehen, sollte es ein ordentliches Aktienjahr werden. Die Krise im deutschen Bundeshaushalt hat das Börsenparkett bislang nicht erreicht, denn die Auswirkungen auf die Unternehmen werden als beherrschbar angesehen. Zwar tun sich hier durchaus Risiken für die Konjunktur auf, denn sollten die Ausgaben im kommenden Jahr deutlich zusammengestrichen werden, kann das einige Zehntel an Wachstum kosten. Der ifo-Geschäftsklimaindex deutete aber zumindest für den Monat November darauf hin, dass die schlechte Stimmung in den Unternehmen erst einmal einen Boden gefunden hat. Hier sind jedoch die Reaktionen auf die Querelen in der deutschen Finanzpolitik noch nicht abgebildet.

 

Allgemein gilt, dass große Unsicherheit über die langfristigen Rahmenbedingungen in der Klima-, Energie- oder Steuerpolitik dazu führen, dass Unternehmen mit Zukunftsinvestitionen abwarten oder ihre Entscheidungen eher zugunsten anderer Produktionsstandorte treffen. Die im DAX vertretenen großen Unternehmen sind allerdings weniger von der Konjunktur in Deutschland als in der Weltwirtschaft insgesamt abhängig. Hier stehen die Zeichen weiterhin auf ein moderates Wachstum im kommenden Jahr. Wenig Neues gab es von der Geldpolitik. Die Zinsmärkte schwanken zwischen der Erkenntnis, dass die Inflationsbekämpfung noch eine Zeit lang anhalten wird, und der Hoffnung, dass im kommenden Jahr doch Erleichterungen durch die Geldpolitik möglich sein werden. Im Ergebnis bleiben schwankungsanfällige Anleihemärkte, deren Richtung wohl erst durch die Inflationsentwicklung in den ersten Monaten des kommenden Jahres neu bestimmt wird.

17.11.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Finanzpolitik-Wirbel lässt Börse kalt

Die Erholung an den Aktienmärkten schritt auch in der zurückliegenden Börsenwoche voran. Es waren insbesondere gute Inflationsdaten aus den USA, die den Hoffnungen Auftrieb gaben, dass die US-Notenbank im kommenden Jahr die Zinsschraube recht bald wieder etwas lockern könnte. Auch für die EZB wurden Leitzinssenkungserwartungen nach vorne gezogen, worauf der Dax positiv reagierte. Die Abwärtstrendlinie konnte überwunden werden, und es setzte eine kräftige Gegenbewegung ein. Diese Sichtweise wurde durch schwächere US-Konjunkturdaten und einen kräftigen Rückgang bei den Preisen von Rohöl- und Erdgas unterstützt.

 

In Deutschland war das politische Aufreger-Thema der Woche das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Finanzpolitik. Es verbietet der Regierung, Sonderhaushalte, die für die Finanzierung von Notlagen eingerichtet wurden, einfach für andere Zwecke umzuwidmen. Damit fallen diese Mittel jetzt unter die Schuldenbremse, die nun nicht mehr eingehalten werden kann, wenn die geplanten Ausgaben umgesetzt werden sollten. Die Folgen sind jedoch eher politischer Art, denn es zeigt sich, dass nicht alles, was die Koalition versprochen hat, auch finanzierbar ist. Für die Konjunktur sind die Auswirkungen dieses Finanzierungsdebakels überschaubar. Aus diesem Grund gab es an den Finanzmärkten keine Reaktion auf das Urteil. Trotzdem müssen die Konjunkturdaten in den kommenden Wochen genau beobachtet werden. In den USA enttäuschen vor allem die Investitionsabsichten der Unternehmen. Die hohen Zinsen belasten auch dort immer stärker den Bausektor. Ein nachhaltiger Aufschwung ist mit diesen Vorzeichen unwahrscheinlich, es ist im Gegenteil eher eine Abschwächung zu erwarten.

10.11.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Finanzmärkte korrigieren Übertreibungen

An den Finanzmärkten gingen in der abgelaufenen Handelswoche die starken Schwankungen weiter. Insbesondere der Kursverlauf bei Anleihen setzte seine Achterbahnfahrt fort. Nach einer deutlichen Talfahrt, hatte Mitte Oktober eine kräftige Aufholbewegung eingesetzt. Die Marktteilnehmer hatten den mit den Kursrückgängen automatisch verbundenen Anstieg des Zinsniveaus als übertrieben angesehen und bei Anleihen wieder zugriffen. Denn so hohe Zinsen passen nicht zu den mauen Konjunkturdaten, die insbesondere aus Europa in der vergangenen Woche eintrafen. Bestes Beispiel war die deutsche Volkswirtschaft. Die letzten Daten waren durch die Bank weg enttäuschend. Wie schlecht es um die deutsche Konjunktur bestellt ist, zeigt sich an der Produktion im Produzierenden Gewerbe, die um 1,4 Prozent im Vormonatsvergleich sank. Nicht nur, dass dies der vierte Rückgang in Folge war, das Produktionsniveau ist so schlecht wie während der Corona-Krise – klammert man diese aus, sogar so schlecht wie zuletzt im Jahr 2010. Die Auftragslage in der Industrie war im September zwar vordergründig stabil, doch hinter den Kulissen sieht es anders aus. Rechnet man die sprunghaften Großaufträge heraus, sind die Bestellungen im letzten Berichtsmonat um mehr als zwei Prozent zurückgegangen. Niedrigere Zinsen sind aber mit Blick auf das kommende Jahr Treibstoff für die Aktienmärkte. Da die im Dax gelisteten Unternehmen wenig mit der deutschen Konjunktur zu tun haben und eher an der besser laufenden Weltkonjunktur hängen, ging es am deutschen Aktienmarkt deutlich nach oben.

 

In der kommenden Woche gibt es mit der Umfrage des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW neue Einschätzungen zur deutschen Konjunktur. Die im November hierzu befragten Finanzmarktanalysten dürften die Lage weiterhin als schlecht einschätzen. Hoffnung gibt es für die Zukunft: Sinkende Inflationsraten und steigende Löhne sollten zu einer Aufhellung der Konjunkturerwartungen führen. In den USA dürfte die Inflationsrate weiter sinken. Wesentlich ist aber die so genannte Kernrate ohne die Energiepreise: Hier wird es wohl seit Langem wieder einen Anstieg geben.

 

03.11.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Zinsplateau erreicht

Pünktlich nach Ablauf des berüchtigten Börsenmonats Oktober startete der Dax Anfang November nach oben durch. Am Ende der zurückliegenden Woche gewann er gut 3 Prozent dazu, nachdem die Entwicklung den ganzen Oktober über enttäuschend gewesen war. Den Grund bildeten wie so oft in diesem Jahr die Entscheidungen der Zentralbanken. Die US-amerikanische Notenbank (Fed) entschied sich am Mittwochabend dafür, die Zinsen beim bisherigen Satz zu belassen. Damit schloss man sich der Europäischen Zentralbank (EZB) an, die vergangene Woche die Zinsen ebenfalls nicht erhöht hatte. Folglich wurden in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen der Fed die Leitzinsen nicht angetastet. Der US-Notenbank-Chef Jerome Powell ließ zwar bei der Pressekonferenz durchblicken, dass man weiter vorsichtig agieren werde, da das Ziel der Preisstabilität noch immer nicht erreicht sei. Die Aussicht auf eine Zinspause lässt die Anleger durchatmen. Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und das stärker als es erwartet worden war. In Deutschland liegt die Rate jetzt bei 3,8 Prozent, im gesamten Euroraum ging sie sogar auf 2,9 Prozent zurück.

 

Die Geschäftsergebnisse der Unternehmen für das dritte Quartal fielen überwiegend gut aus. Und auch in der Konjunktur deutet nichts auf eine dramatische Wende hin. Die Schrumpfung des deutschen Bruttoinlandsprodukts im vergangenen Quartal fiel mit 0,1 Prozent im Vorquartalsvergleich etwas schwächer aus als befürchtet. Die Konjunktur kühlt ab und die Inflation geht zurück, es spricht also vieles für ein Ausbleiben weiterer Zinsanstiege. All dies sind Faktoren, die die Pessimisten dazu bewegen, ihre vorsichtige Haltung zu überdenken. Langsam richtet sich auch der Blick auf das Jahresende und damit auf eine Phase, in der sich die Kursbewegungen traditionell eher Richtung Norden ausrichten.

27.10.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Nervöser Kapitalmarkt

Die Highlights der zurückliegenden Börsenwoche waren die neuen Konjunkturdaten aus Deutschland und die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Stimmungsumfrage unter den Einkäufern bei Wirtschaftsunternehmen zeigte weiterhin kaum Verbesserungen an. Weiterhin bleiben die Produktionsaussichten eher trübe. Das am Mittwoch veröffentlichte ifo Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft überraschte zwar positiv, die Stimmungswerte liegen jedoch ebenfalls auf niedrigem Niveau. Die Unternehmen hoffen auf bessere Zeiten im kommenden Jahr mit niedriger Inflation und der Aussicht auf sinkende Zinsen. Der deutschen Wirtschaft geht es deswegen jedoch noch nicht wieder gut. Die Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen ist weltweit weiterhin zu gering. Die Auftragspolster schwinden. Hier zeigt sich auch eine starke Abhängigkeit von China, denn die chinesischen Unternehmen drängen immer weiter in die Exportdomänen der deutschen Industrie vor. Eine Erholung der Konjunktur im kommenden Jahr ist trotzdem plausibel, da sich die Lohnsteigerungen langsam wieder in höherer Nachfrage durch die privaten Haushalte bemerkbar machen sollten.

 

Positiv hätte eigentlich die Zinspause auf die Aktienkurse wirken sollen, die die EZB-Präsidentin am Donnerstag in Athen verkündete. Diese Pause war zwar bereits erwartet worden. Nur machten sich keinerlei Anzeichen bemerkbar, dass die Geldpolitiker bereits über Zinssenkungen nachdenken würden – im Gegenteil: Bei unbefriedigender Inflationsentwicklung wurden sogar weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Das verhagelte den Börsianern endgültig die Stimmung. Der Dax ging deutlich niedriger aus der Woche als er hineingestartet war. Allerdings wird diese trübe Stimmung nicht in der aktuellen Gewinnentwicklung widergespiegelt. Auch im dritten Quartal haben die Gesellschaften gute Geschäfte gemacht, so dass die Kursrückgänge sich leicht als übertrieben erweisen könnten.

20.10.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Unruhiger Kapitalmarkt

In der vergangenen Kapitalmarktwoche war weiterhin der geopolitische Konflikt im Nahen Osten das bestimmende Thema. Neben den politischen und humanitären Aspekten beschäftigen sich die Marktteilnehmer mit den Folgen für die Weltwirtschaft. Diese sind gegenwärtig noch nicht spürbar, was sich aber bei einer offenen Ausweitung des Konfliktes auf die großen Rohölstaaten der Region ändern würde. Diese Risiken trugen dazu bei, dass der DAX in dieser Woche die Marke von 15.000 Punkten nach unten testete. Ebenfalls zog der Ölpreis weiter an und Renditen von Anleihen stiegen deutlich. An den Finanzmärkten wird insbesondere auf die Gefahren eines politischen und militärischen Flächenbrandes im gesamten Nahen Osten geachtet. Bei allen Krisendiskussionen gab es in dieser Woche von den ökonomischen Daten her auch positive Impulse. In Deutschland verbesserte sich im Oktober die Konjunkturstimmung leicht. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind besser ausgefallen als erwartet. Zwar liegen die Erwartungen auf einem niedrigen Niveau, trotzdem gab es die dritte Verbesserung in Folge. Dies gilt ebenfalls für die Eurozone, dort ist der Indikator sogar kräftig angestiegen.

 

Es gab auch noch weitere gute Nachrichten aus der Eurozone. Die für private Haushalte wichtige Inflationsrate fiel deutlich, die so genannte Kernrate liegt nun bei 4,5 Prozent. Auch die Industriegüterpreise und die deutschen Produzentenpreise sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Die Veränderung liegt bei -14,7 Prozent und überraschte dabei die Märkte positiv. In der neuen Woche steht die nächste Zinsentscheidung der EZB an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wiederholte am Anfang der Woche ihre Aussage, dass man die Zinsen weiter erhöhen würde, falls erforderlich. Dennoch zeigte sich die Notenbank mit dem aktuellen Zinsniveau zufrieden. Es ist davon auszugehen, dass erstmal weitere Zinserhöhungen ausbleiben. Die Konjunktur hat an Schwung verloren und die Preise in wichtigen Sektoren gehen zurück, sodass eine weitere Erhöhung nicht erforderlich ist.

 

13.10.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Finanzmärkte – Im Bann der Konflikte

Der gewaltsame Ausbruch des Nahostkonflikts durch den Überfall der Hamas auf Israel hat die Finanzmärkte nur kurzzeitig beeinträchtigt. Lediglich zu Beginn der abgelaufenen Handelswoche gab es die für geopolitische Risiken typische Reaktion: Die Flucht in die Sicherheit. Dabei gaben die Aktienmärkte nach, während sichere Staatsanleihen wie deutsche Bundesanleihen oder US-amerikanische Treasuries gefragt waren. Diese Reaktionen, ebenso wie eine Stärkung des Dollar-Kurses und des Goldpreises, fielen jedoch vergleichsweise mild aus. Das liegt daran, dass die Region kein großer Lieferant von Rohöl ist und als Wirtschaftsraum für die gesamte Weltwirtschaft keine herausragende Bedeutung einnimmt. Der Ölpreis selber war zwar um etwa 5 Prozent angestiegen, er blieb aber unter seinen – in diesem Jahr bereits erreichten – Höchstständen. Allerdings wird an den Kapitalmärkten sehr genau beobachtet, inwieweit eine mögliche Ausdehnung des Konflikts auf die großen Rohölländer die Fähigkeit des Transports und der Produktion von Öl gefährden kann.

 

Zur Wochenmitte erholten sich die Aktienmärkte wieder und das, obwohl von ökonomischer Seite kaum Impulse auftraten. Störgefühle lösten dann die neuesten Daten zur US-Inflation aus, die leicht höher als erwartet ausfielen. Es zeigt sich immer mehr, dass die Preisdynamik nur langsam nachlässt und die Zielmarke von 2 Prozent noch etwas entfernt liegt. Viele Marktteilnehmer vermuten jedoch, dass – vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Unsicherheiten – weitere Zinserhöhungen erstmal vom Tisch sind. Aus der deutschen Wirtschaft blieben bessere Nachricht weiterhin aus. Das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal dürfte leicht gesunken sein.

 

06.10.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gemischter Quartalsauftakt an den Aktienmärkten

Mit dem Oktober begann auch an den Aktienmärkten das Schlussquartal des Jahres. Dies endet häufig mit Kursgewinnen, wenngleich in der vergangenen Handelswoche davon noch wenig zu spüren war. Nach einem schwachen Start kämpfte sich der DAX zur Wochenmitte wieder zurück über die 15.000 Punkte. Doch eine nachhaltige Erholung war dies nicht. Weiterhin sind es steigende Renditen, die den Börsianern den Ausblick verhageln. In Deutschland durchbrachen die zehnjährigen Bundesanleihen zeitweilig die Marke von drei Prozent. In den USA lag die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen bei fast fünf Prozent. Damit werden Anleihen als Alternative zu Aktien immer attraktiver. Allerdings: Mit Blick auf sinkende Inflationszahlen sollte der Aufwind bei den Anleiherenditen nicht lange anhalten. Dies könnte an den Aktienmärkten schnell wieder zu einer Erholung der Kurse führen, insbesondere wenn die anstehenden Quartalsberichte der Unternehmen wie bisher eine stabile Gewinnentwicklung anzeigen.

 

In der zweiten Wochenhälfte nahmen denn auch überraschend schwache Jobdaten aus den USA, die im Vorfeld des umfassenden Arbeitsmarktberichts veröffentlicht wurden, den Renditen die Luft aus den Segeln. Ein abgekühlter Arbeitsmarkt ist eine notwendige Bedingung für eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank. Die Anleger setzten darauf, dass zumindest auf eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed verzichtet werden kann. Diese Stimmungsaufhellung kam auch am deutschen Aktienmarkt an. Im Euroraum sorgten neue Konjunkturdaten für positive Impulse.

Die Erzeugerpreise sanken im August um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die gesunkenen Energiepreise machen sich weiter bemerkbar. Seit 2009 hat es keinen solch starken Preisrückgang mehr gegeben. Es ist zu erwarten, dass dieser Preisrückgang bald auch auf die Konsumentenpreise überspringt. Der US-Einkaufsmanagerindex ISM legte im September höher als erwartet zu, er liegt inzwischen bei 49 Punkten. Die Stimmung bei den Produzenten verbessert sich also wieder.

 

29.09.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Zinssorgen halten an

Es sind immer wieder die Zinsen. Ein weiter steigendes Zinsniveau stellt eine Gefahr für die Konjunktur dar und verhagelt damit den Aktienmärkten den Ausblick. So auch in der zurückliegenden Woche. Zwar hatten zuvor die großen Notenbanken in den USA und im Euroraum bekanntgegeben, dass die Straffung der Leitzinsen jetzt erstmal ausreichend sei. Sie ließen jedoch gleichzeitig durchblicken, dass es wohl eine Zeit lang dauern würde die Zinsniveaus zu halten, um die Inflation ausreichend zu senken. Insofern ist mit raschen Zinssenkungen nicht zu rechnen. Das erwischte viele Finanzmarktteilnehmer auf dem falschen Fuß, die immer noch mit einer stärkeren Konjunktureintrübung und darauf folgenden raschen Zinssenkungen gerechnet hatten. Die Folge: Aktien und Anleihen wurden verkauft und an beiden Marktsegmenten sanken die Kurse. Daran konnten auch die neuesten Inflationszahlen aus dem Euroraum nichts mehr ändern. Diese zeigten im September einen deutlichen Inflationsrückgang an. Zwar waren in den vergangenen Wochen die Rohölpreise spürbar im Aufwind. Die für die Verbraucherpreisinflation maßgeblichen Benzinpreise stehen trotzdem unter den extrem hohen Niveaus vom Vorjahr. Daher entlasteten die Energiepreise die aktuelle Inflationsrate, was sich auch in den kommenden beiden Monaten noch fortsetzen wird. Schließlich haben die Händler diese Botschaften doch vernommen, denn der deutsche Aktienmarkt präsentierte sich zum Wochenausklang versöhnlich. Schließlich beginnt nun auch das letzte Quartal des Jahres, das traditionell an den Aktienmärkten eher freundlich ausfällt.

22.09.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Ausblick des Zinsgipfels

Die Zinsentwicklung hält die Finanzmärkte weiter in Atem. Die Marktteilnehmer warteten in der abgelaufenen Handelswoche auf die neuesten Zinsentscheidungen der großen Notenbanken. Wie vom Markt eingepreist, erhöhte die Federal Reserve (Fed) in den USA ihre Zinssätze nicht. Spannender war die Einschätzung der Fed zur zukünftigen Zinsentwicklung: Die Notenbanker signalisierten, dass sie die Inflationsentwicklung weiter eng im Blick haben und in diesem Jahr daher noch eine weitere Zinserhöhung anstehen könnte. Der Vorsitzende der Fed Jerome Powell sagte dazu: „Wir sind ziemlich nah dran, wo wir hinkommen müssen.“ Zudem prognostizierte die Fed für das kommende Jahr ein höheres Zinsniveau als bislang erwartet. Dies wurde von den Märkten negativ aufgefasst, insbesondere die Aktienkurse kamen unter Druck. Trotzdem gab es auch gute Nachrichten. In Großbritannien verzeichneten die Verbraucherpreise einen Anstieg von „nur“ 6,7 Prozent, das ist der niedrigste Wert seit 18 Monaten. Die Bank of England sah deswegen von einem weiteren Zinsanstieg ab und überraschte damit die Märkte. Nachdem letzte Woche die Europäische Zentralbank ihre Zinssätze erhöhte, zogen diese Woche verschiedene Nicht-Euro-Staaten nach. Wahrscheinlich wird jetzt erst einmal Schluss mit Erhöhungen sein, Senkungen sind jedoch nicht in Sicht. An den Anleihemärkten gilt es nun, die Botschaften über langanhaltend hohe Leitzinsen zu verarbeiten.

 

Auch auf die Rohstoffmärkte richteten sich wieder die Blicke. In dieser Woche setzte der Ölpreis weiterhin die Märkte unter Druck, zwischenzeitlich kostete ein Barrel Brent-Öl über 90 Dollar. In der aktuellen Situation am Ende des Inflationstunnels ist dieser Umstand nicht hilfreich. Notenbanken schauen zwar gelassen auf schwankende Rohölpreise, aber zu starke Impulse von dieser Seite sind nicht erwünscht. Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Es bleibt aber die Unsicherheit, wann das Notenbankziel von zwei Prozent wieder erreicht sein wird.

 

15.09.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Auf dem Zinsgipfel

Es drohte, eine schlappe Börsenwoche zu werden. Die europäische Kommission reduzierte ihre Wachstumsschätzungen für den Euroraum: für das laufende Jahr von 1,1 auf 0,8 Prozent und für 2024 von 1,6 auf 1,3 Prozent. Nach den jüngsten Daten gehen Belastungen insbesondere von Deutschland und den Niederlanden aus. Zudem stiegen die Energiepreise wieder an. Beim Erdgas etwa trieben Wartungsarbeiten in Norwegen und Streikrisiken in Australien den Preis, der innerhalb von drei Tagen um 17 Prozent zulegte. Auch bei Erdöl gab es Preisanstiege, nachdem die Organisation der großen Ölförderer OPEC eine Unterversorgung der Öl-Märkte für das vierte Quartal bekanntgegeben hatte. Bis zum Jahresende rechnet die OPEC mit fehlenden 3 Mio. Barrel pro Tag. Das wäre das größte Defizit seit 2007.

 

Dies unterstützte die Aktienkurse einiger Rohstoffproduzenten. Andererseits belasteten die wirtschaftlichen Ausblicke von Technologieunternehmen wie Oracle oder Apple. Bei der Inflation gab es wenig Neues: Die US-Verbraucherpreise wurden weitgehend im Rahmen der Erwartungen gemeldet und konnten damit weder den Aktien- noch den Rentenmärkten klare Impulse geben. Unerwarteten Auftrieb für die Aktienmärkte gab es aber durch die Europäische Zentralbank. Nachdem lange Zeit der Eindruck vorgeherrscht hatte, dass die Zinsen vorerst nicht weiter steigen würden, erhöhte die EZB die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte. Dies gab den Marktteilnehmern die Gewissheit, dass der Zinsgipfel nun erreicht sei. Kurssteigerungen bei Anleihen wie bei Aktien waren die Folge. Tatsächlich sollten die Inflationsraten im Euroraum in den kommenden Monaten deutlich zurückgehen. Spannend wird es erst Anfang kommenden Jahres. Sollte die Inflation wieder ansteigen, wäre die Diskussion um weitere Zinserhöhungen sofort zurück.

 

08.09.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Robuste Börse trotz Standortsorgen

Die Wirtschaftsdaten der vergangenen Woche waren aus deutscher Sicht alles andere als erfreulich. Die zyklischen Belastungen bleiben weiter hoch: Die weltweite Nachfrage nach Industriegütern läuft nicht. Das trifft Deutschland aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur besonders heftig. Wie soll es der deutschen Industrie gutgehen, wenn die Importe in China um sieben Prozent im Jahresvergleich schrumpfen? Das chinesische Wirtschaftswunder ist vorbei, es war beeindruckend genug. Die US-Wirtschaft läuft besser, aber dort ist die Politik bestrebt, wieder mehr Industrieproduktion in das eigene Land zurückzuholen. Auch hier ist also für die deutsche Industrie keine durchgreifende Besserung zu erwarten.

 

Trotz der trüben Stimmung am heimischen Wirtschaftsstandort zeigt sich der deutsche Aktienmarkt halbwegs stabil. Zwar gaben in der abgelaufenen Handelswoche die Kurse weiter leicht nach, sie sind aber immer noch auf hohem Niveau. Das liegt auch daran, dass trotz schwächelnder Investitionsgüternachfrage die Weltwirtschaft dieses Jahr mit einem Wachstum von knapp drei Prozent abschließen wird, mit steigender Tendenz im nächsten Jahr. Der Dax besteht aus global breit operierenden Unternehmen. Mehr als die Hälfte von Produktion, Umsatz und Gewinnen der DAX-Mitglieder findet in anderen Ländern statt. Davon profitieren auch die börsennotierten Unternehmen aus Deutschland. Sollte sich also in den kommenden Monaten die schlechte Stimmung am Standort Deutschland auf die Kursentwicklung legen, könnte dies eher eine Gelegenheit sein, deutsche Aktien zu moderaten Kursen zu erwerben.

 

 

01.09.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Inflation! Inflation?

Immer wieder die Inflation. Die neuesten Daten über die Entwicklung der Teuerung für den August standen an. Die Preisentwicklung in Deutschland beruhigte sich nur leicht, sie liegt nun bei 6,1 Prozent. Nach dem stetigen Rückgang der Energiepreise im laufenden Jahr ist nun in diesem Segment sogar wieder ein Anstieg der Inflation zu verzeichnen. Trotzdem gibt es auch positive Nachrichten. Erzeuger- und Importpreise gehen zurück, und auch die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor beruhigt sich wieder. Dies dürfte sich insbesondere in den kommenden Monaten positiv auf die Verbraucherpreise auswirken. Langsam ist Licht am Ende des Inflationstunnels zu erkennen. An den Aktienmärkten stieg damit die Hoffnung, dass der DAX aus seinem Kurs-Sommerloch herauskommt. Vorübergehend schnupperte er schon wieder über die 16.000-Punkte-Marke.

 

Die große Frage ist, wie die Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Zinspolitik fortsetzten wird. Im September steht die nächste Zins-Entscheidung an. Das geldpolitische Arbeitstreffen der weltweit führenden Notenbanken im US-amerikanischen Ort Jackson Hole lieferte dazu kaum Auskunft. Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, äußerte die Sorge eines Anstiegs der Inflation im Rohstoffpreissektor, die erhöhte Infrastrukturinvestition in der Zukunft hervorgerufen würden. Der amerikanische Notenbankchef Jerome Powell positionierte sich bei der Inflation nochmal klar zur Zwei-Prozent-Zielmarke der US-Notenbank. Die klare Botschaft war: Zinserhöhungen, wenn nötig. Dabei werde man aber vorsichtig vorgehen. Hierzulande stellen die sinkenden Inflationsraten im Euroraum die EZB ebenfalls vor schwierige Entscheidungen. Fraglich ist, ob sie unter diesen Umständen die Zinsen erhöhen wird, insbesondere aufgrund schwächelnder Konjunkturdaten aus den Euroländern.

 

25.08.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Schwächelnde Aktienkurse

Sommerblues auf dem Parkett. Der Dax schwächelte in der zurückliegenden Handelswoche weiter, und die Anleiherenditen gaben deutlich nach, was allgemein als wirtschaftliches Schwächesignal ausgelegt wird. Kein Wunder: Die veröffentlichten neuen Wirtschaftszahlen für den Euroraum zeigten konjunkturell weiter nach unten. So sank die Stimmung unter den Einkaufsabteilungen der deutschen Unternehmen auf ein 36-Monatstief. Erstmals waren daran nicht nur die Industrieunternehmen beteiligt, die bereits seit längerem unter einer weltweiten Nachfrageschwäche nach Investitionsgütern leiden, sondern auch die Dienstleister äußern sich zunehmend negativ. Auch das gegen Ende der Woche veröffentlichte ifo-Geschäftsklima für den Monat August bestätigte den Sinkflug der deutschen Konjunktur. Zwar handelt es sich weiterhin nicht um einen Absturz, aber das Wirtschaftswachstum wird sich wohl bis ins nächste Jahr hinein eher um die Nulllinie bewegen.

 

Aus der Unternehmenswelt gab es dabei durchaus positive Nachrichten. So übertraf das im Bereich Künstliche Intelligenz tätige US-amerikanische High Tec-Unternehmen Nvidia die ohnehin hohen Erwartungen der Analysten um Längen. Dies führte zur Wochenmitte auch zu einer Kurserholung, die jedoch bereits im Laufe des Handelstages wieder eingefangen wurde. Neue Perspektiven für die Aktienmärkte könnten sich ergeben, wenn die Notenbanken beginnen, ihren geldpolitischen Restriktionskurs wieder zu lockern. Noch ist es dafür allerdings zu früh, wie auch die Aussagen auf dem geldpolitischen Arbeitstreffen der weltweit führenden Notenbanken in Jackson Hole bestätigten.

18.08.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Kurs-Sommerloch

Die Handelsumsätze sind im Sommer ferienbedingt geringer als üblich. Ausschläge können dann von wenigen Käufen oder Verkäufen angestoßen werden. In der abgelaufenen Woche gaben die Kurse sowohl an den Aktienmärkten als auch an den Rentenmärkten nach, sie fielen in ein kleines Sommerloch. Ursächlich waren einmal mehr Sorgen um weitere Leitzinserhöhungen der Notenbanken. Im veröffentlichten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank zeigte sich die Fed zwar zunehmend davon überzeugt, die Leitzinstreppe weit genug nach oben beschritten zu haben. Doch gab es überraschend stärker gemeldete Anstiege bei Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion, die die Inflationsängste an den Märkten erneut aufflackern ließen. In Europa reichte ein deutlicher Lohnanstieg im Vereinigten Königreich aus, um im Sommerloch Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank abzuleiten. Die von den Notenbanken avisierte Datenabhängigkeit bei den nächsten Zinsentscheiden kann – wie jetzt geschehen – eine schwächere Kapitalmarktwoche mit sich bringen.

 

In der anstehenden Woche werden die Kapitalmärkte kaum von harten realwirtschaftlichen Daten beeinflusst. Stimmungsindikatoren ziehen dafür die Aufmerksamkeit auf sich. Anfang der Woche dominieren die Einkaufsmanagerindizes, deren erwartete leichte Anstiege indes keine Belebung der schwächlichen Konjunktur in Europa anzeigen. Für Deutschland scheint am Freitag der vierte Rückgang in Folge beim ifo Geschäftsklima ausgemachte Sache zu sein. Neben den Belastungen durch die globale restriktive Geldpolitik und sinkende Konjunkturprognosen könnten sich auch die jüngsten Ampelstreitigkeiten hierzulande belastend ausgewirkt haben. Bei den Marktbewegungen wird sicherlich auch schon das große Stelldichein der Notenbanker beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole ab Donnerstagabend seine Schatten vorauswerfen.

11.08.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Geldpolitik wirkt

Die Inflationsbekämpfung war, ist und bleibt maßgeblich für die Kapitalmarktentwicklung. Die unerträglich hohen Inflationsraten aus dem vergangenen Herbst liegen deutlich hinter uns. Die Preissteigerungen sind freilich immer noch zu hoch und zu weit von den Zielen der Notenbanken entfernt, als dass diese jetzt schon die finale Entwarnung bezüglich der Inflationsprozesse geben könnten. Doch passen die frisch veröffentlichten moderaten US-Inflationszahlen für Juli (+3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat) dazu, dass der Leitzinsgipfel erreicht ist. Auch entwickelt sich der Arbeitsmarkt in den USA in ruhigeren Bahnen. Die geldpolitische Straffung der vergangenen Monate wirkt sich zunehmend dämpfend auf die konjunkturelle Entwicklung aus. Dies hat auch zu einer durchwachseneren Berichtssaison der Unternehmen beigetragen. Bei allen Unwägbarkeiten über die nächsten Konjunktur- und Inflationsdaten rücken die erwarteten Leitzinssenkungen im kommenden Jahr sukzessive in den Marktfokus. Dies wird Aktienmärkte nach einer durchaus wechselhaften Woche perspektivisch unterstützen.

 

Die Notenbanken weisen gerne auf die Datenabhängigkeit ihrer nächsten geldpolitischen Entscheidungen hin. Die Indikatorveröffentlichungen der anstehenden Woche belegen dabei die konjunkturelle Divergenz zwischen den robusteren USA und dem schwächeren Europa. Vor allem in Deutschland läuft es derzeit nicht rund, hier dürfte die ZEW-Konjunkturumfrage abermals enttäuschende Nachrichten liefern. In den USA sind leicht höhere Einzelhandelsumsätze und eine etwas gestiegene Industrieproduktion zu erwarten. Kurzum: Der geldpolitische Restriktionskurs könnte mit einer sanften Landung statt einer schmerzhaften Rezession der US-Volkswirtschaft gelingen.

04.08.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Kurskorrektur

Wie gewonnen, so zerronnen. Nachdem der Dax in der Vorwoche noch neue Höchststände erreicht hatte, ging es in der abgelaufenen Handelswoche steil nach unten. Bemerkenswert ist, dass es keine ausschlaggebenden Ereignisse aus Wirtschaft, Politik oder Finanzen hierfür gab. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass es markttechnische Kräfte sind, die die Kursreaktionen ausgelöst haben. Da sind zum einen saisonale Faktoren. So war der neue Höchststand beim Dax ferienbedingt nur unter sehr dünnen Umsätzen zustande gekommen. Da brauchte es nicht viel, um diesen Ausbruch wieder einzufangen. Hinzu treten Probleme im Unternehmenssektor, die durch die Berichte über den Geschäftsverlauf im zweiten Quartal zum Vorschein kommen. Eine Reihe von Industrieunternehmen kämpft mit der gegenwärtig schwachen weltweiten Investitionsgüternachfrage. Dementsprechend mussten die Ausblicke auf den weiteren Jahresverlauf heruntergenommen werden, was an der Börse nicht gut ankam.

 

Es gehört zu den Regeln der Aktienmarkt-Technik, dass ein nicht gelingender Kursausbruch in die eine Richtung erst einmal eine heftige Reaktion in die Gegenrichtung zur Folge hat. Daher kann die Abwärtsbewegung beim Dax auch noch etwas anhalten. In solchen Fällen schließt sich aber auch häufig eine schnelle Erholung an. Es deutet also alles auf wieder etwas stärker schwankende Kurse in den kommenden Monaten hin. Dies trifft sich auch mit der weiter bestehenden Unsicherheit, ob die Inflation sich hinreichend beruhigt und die Konjunktur mit Blick auf 2024 sich weiter erholen kann.

28.07.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Zinsgipfelkreuz in Sicht

Die Finanzmärkte hatte in der abgelaufenen Handelswoche eine Fülle von ökonomischen Daten und Unternehmensergebnissen zu verdauen. Den Auftakt bildeten die neuesten Stimmungsumfragen unter den deutschen Unternehmen zur geschäftlichen Lage und ihrem Ausblick. Das ifo-Geschäftsklima sackte dabei stärker ab, als dies ohnehin schon von den Beobachtern erwartet worden war. Insbesondere eine weltweit stark nachlassende Investitionsgüter-Nachfrage verhagelt vielen deutschen Unternehmen die Geschäftsergebnisse. Dass die deutsche Wirtschaft aufgrund ihrer Ausrichtung im internationalen Vergleich am meisten leidet, wurde in den neuesten Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds deutlich. Die Institution bescheinigte Deutschland – als einziges unter den wichtigen Ländern der Weltwirtschaft – für dieses Jahr eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung.

 

Ebenfalls von großer Bedeutung waren die Zinsentscheidungen der großen Notenbanken. Sowohl die US-amerikanische Fed als auch die Europäische Zentralbank erhöhten ein weiteres Mal ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte, ließen den weiteren Zinskurs aber offen. Für die Finanzmärkte ist dies gegenwärtig gleichbedeutend mit dem Abschluss des laufenden Zinszyklus. Angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Schwächephase werden weitere Zinserhöhungen als unwahrscheinlich angesehen.

 

Die Aktienmärkte reagierten positiv auf die neuen Informationen. Ein mögliches Ende des unliebsamen Zinsgipfelsteigens durch die Notenbanken gab den Ausschlag für vorübergehende Kursgewinne zum Ende der Börsenwoche. Darüber hinaus konnten auch die gemeldeten Unternehmensgewinne den bisherigen Belastungen trotzen. Die Hoffnung auf ein mögliches Ende der Zinserhöhungen war stärker als die immer noch vorhandenen Befürchtungen vor einer weiteren konjunkturellen Talfahrt.

21.07.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gute Unternehmensergebnisse

Gute Nachrichten aus den Unternehmen prägten die abgelaufene Börsenwoche. Die großen US-Banken bilanzierten nur geringfügige Anstiege bei den Kreditrückstellungen, und die Finanzen der privaten Haushalte in den USA erscheinen weiterhin stabil. Daher gaben die us-amerikanischen Geldinstitute auch einen positiven Ausblick. Auch Technologieunternehmen erfüllten im Wesentlichen die in sie gesteckten hohen Erwartungen. Der Vorwurf, dass die Unternehmen die Inflation mit ihren zu hohen Kostenweitergaben beschleunigt haben, muss differenziert betrachtet werden. Tatsächlich haben sich die Margen in den vergangenen Quartalen vielfach stabil gehalten oder sogar erhöht. Vielen Unternehmen kam dabei die weiterhin kräftige Konsumnachfrage zugute. Allerdings beendete dies eine langjährige Phase, in der der weltweite Wettbewerb kaum Preissteigerungen zuließ. Derselbe Wettbewerb wird auch dafür sorgen, dass künftig die Preisüberwälzungen nicht mehr so einfach möglich sein werden. Die Börsenreaktionen auf die guten Unternehmenszahlen blieben gemischt. Kursanstiegen bei Banken standen Abschläge bei Technologieunternehmen gegenüber, bei denen noch höhere Ertragshoffnungen nicht gerechtfertigt erscheinen.

 

Dass es in diesem Sektor künftig etwas langsamer vorangehen sollte, liegt auch in einem Umbau des Technologieindex NASDAQ, bei dem das Gewicht der besonders erfolgreichen Unternehmen abgesenkt wurde. Insgesamt bestätigte aber auch diese Börsenwoche wieder, wie stabil bislang die Volkswirtschaften angesichts eines historischen Zinsanstiegs geblieben sind. Und auch beim Zinsausblick brachten die vergangenen Handelstage etwas Entspannung. Anscheinend reift auch in den Notenbanketagen der Gedanke, dass es langsam erst einmal genug ist mit den Zinsanhebungen.

 

Es steht mal wieder eine Woche der Notenbanken ins Haus: Die US-Notenbank Fed dürfte beim anstehenden Zinsentscheid am Mittwoch das Leitzinsintervall letztmalig um 25 Basispunkte erhöhen. Am Donnerstag wird dann die Europäische Zentralbank mit einem Zinsschritt um ebenfalls ein viertel Prozentpunkt folgen. Hier ist der Ausblick spannender: Zuletzt hatten selbst einige Mitglieder des Falkenlagers darauf hingewiesen, dass der weitere Zinsweg von der Entwicklung der Datenlage abhängig sein wird. Auch die EZB ist also nicht mehr weit vom Zinsgipfel entfernt.

14.07.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Inflation beruhigt sich

Dreh- und Angelpunkt der zurückliegenden Börsenwoche waren die neuen Inflationsdaten aus den USA. Die Inflationsrate fiel wieder auf drei Prozent und damit stärker als von den Analysten erwartet. Dies nahmen die Märkte als Zeichen, dass die Normalisierung bei der Inflation zügig voranschreitet. Für die Aktienmärkte ist dies eine gute Botschaft, denn damit rücken Zinssenkungen durch die Notenbanken zumindest mal wieder in Diskussionsreichweite. Ein wieder sinkendes Zinsniveau würde Belastungen für Unternehmen und Konsumenten abmildern und damit der Konjunktur auf die Sprünge helfen.

 

Die Finanzmärkte reagierten dementsprechend heftig. Der Dax legte nach seiner Talfahrt in der Vorwoche wieder über drei Prozent zu, die Renditen an den Anleihemärkten gaben nach. Damit bestätigt sich einmal mehr die Robustheit von Wirtschaft und Finanzmärkten. Insbesondere in Europa sind die Aktienmärkte nicht zu hoch bewertet und bieten eine hervorragende Ausgangssituation für eine langfristig auskömmliche Renditeentwicklung. Es bestätigt sich aber auch die kurzfristige Schwankungsanfälligkeit der Kurse. Die Inflation und der darauffolgende rasante Zinsanstieg nach zwanzig Jahren Niedriginflation und Nullzinsen stellen eine ungewohnte Konstellation in der Makroökonomie der Weltwirtschaft dar. Daher werden die Spekulationen darüber, wie schnell eine Normalisierung gelingt, noch eine ganze Weile lang nicht abreißen. Deutliche Marktreaktionen auf die Veröffentlichung von Wirtschaftsindikatoren werden auch im weiteren Jahresverlauf die Regel sein. Es ist also in den kommenden Monaten weiter Aufmerksamkeit angezeigt, wenn Daten zu Inflation und Konjunktur veröffentlicht werden.

30.06.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Seitwärts

Happy Birthday Deutscher Aktienindex. Vor 35 Jahren, am 1. Juli 1988, ist der DAX aufgelegt worden und hat seitdem eine durchschnittliche jährliche Rendite von mehr als 8 Prozent erzielt. In der abgelaufenen Börsenwoche musste er sich dagegen einmal ein wenig erholen. Die neuesten konjunkturellen Frühindikatoren, insbesondere der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo-Instituts, zeigten eine weitere Eintrübung der Unternehmensstimmung in der deutschen Wirtschaft an. Zwar haben sich die Börsen bereits damit abgefunden, dass Deutschland in einer zumindest leichten Rezession steckt. Nun muss man jedoch der Perspektive ins Auge sehen, dass sich im Verlauf dieses Jahres an dieser schwachen Entwicklung kaum etwas ändern wird. Dazu kam, dass auch der Rückgang der Inflationsrate eine Pause eingelegt hat. Im Juni lief der inflationsdämpfende Effekt des 9-Euro-Tickets aus dem Vorjahr aus. Das hat die Inflationsraten im Juni belastet. Bei Energie und Konsumgütern ist die Inflation weiterhin auf dem Rückzug.

 

Sorgen machen weiterhin eher die Preise in den Dienstleistungsbranchen, wo jetzt mehr und mehr Lohnerhöhungen verkraftet werden müssen. Dass unter diesen Umständen die Europäische Zentralbank kaum Hoffnungen auf Zinserleichterungen machen kann, kam für viele Beobachter nicht überraschend. In den Zentralbanketagen wird allenfalls darüber diskutiert, ob man die Zinsen noch weiter anheben muss, um der Inflation Herr zu werden, oder ob es ausreicht, sie für längere Zeit auf ihrem jetzigen hohen Niveau zu belassen. Dies alles ist schlechter Nährboden für steigende Aktienkurse. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nach wie vor kommen Unternehmen und Wirtschaft durch diese Zinssteigerungsphase besser durch als erwartet. Und irgendwann sind die Gewöhnungsprozesse abgeschlossen und man kann sich wieder dem nächsten Aufschwung zuwenden.

 

23.06.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Ernüchtert

Nach dem neuen Jahreshöchststand in der Vorwoche gaben die deutschen Aktienmärkte mangels neuer Impulse in der abgelaufenen Handelswoche wieder nach. Auch die deutsch-chinesischen Wirtschaftsgespräche in dieser Woche brachten keine greifbaren Ergebnisse. Viele kurzfristig orientierte Investoren nahmen erst einmal Gewinne mit. Dies war vor allem auf neue Warnzeichen aus dem Lager der Notenbanken zurückzuführen. Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank deuteten an, dass weitere Zinssteigerungen nötig sein könnten, um die hartnäckige Inflation in den Griff zu bekommen. Zwar sinken die Inflationsraten in diesem Jahr voraussichtlich von Monat zu Monat weiter. Dies ist jedoch hauptsächlich dem ‚Durchwirken‘ der wieder normalisierten Preise für Energie und Vorprodukte zu verdanken. Wenn diese Wirkung Ende des Jahres gestoppt wird, könnte die Inflation angesichts hoher Lohnabschlüsse wieder anziehen. Wie sehr sich die Teuerung verfestigen kann, zeigten neue Inflationszahlen aus dem Vereinigten Königreich, die über den Erwartungen lagen. Diese neuen Zinsperspektiven müssen die Aktienmärkte erst einmal verarbeiten. Dabei stehen nicht mehr so sehr die Zinserhöhungen selber im Vordergrund, sondern ihre Wirkungen auf die Konjunktur. Sollten sich diese in den kommenden Wochen als weiterhin relativ stabil erweisen, könnten die Märkte schnell wieder nach oben drehen. Die Perspektiven möglicherweise weiter steigender Zinsen setzt auch den Goldpreis unter Druck. Seit Anfang Mai ist er um 6 Prozent gefallen.

 

Die Daten-Highlights der kommenden Woche stammen aus Deutschland. Mit dem ifo-Geschäftsklimaindex wird am Montag der neueste Stimmungsbericht aus der deutschen Wirtschaft gemeldet. Es läuft nicht rund in Deutschland. Zwar belebt sich die Konsumnachfrage perspektivisch durch die sinkende Inflation und schneller steigende Löhne. Für die Unternehmen ist letzteres jedoch eine Belastung. Zudem scheint entgegen vieler Erwartungen der Zinsgipfel noch nicht erreicht zu sein. Wahrscheinlich ergibt sich ein zweiter deutlicher Rückgang des ifo-Geschäftsklimas im Juni. Die deutschen Verbraucherpreise dagegen sind weiterhin auf dem Rückzug. Die schlimmsten Preissteigerungen liegen zwar hinter uns, bis die Inflation jedoch vollständig ausgetrieben sein wird, ist noch ein langer Atem notwendig.

16.06.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Aktive Notenbanken

Die Notenbanken sind weltweit bereits sehr viele Stufen auf der Zinstreppe nach oben geklettert. Trotz der erreichten Höhe sind sie mit ihrem Gang noch nicht am Ende angekommen. Sie bleiben aktiv und wachsam bezüglich der Inflationsprozesse. In der abgelaufenen Woche tagten die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB). Beide trafen die erwarteten Zinsentscheidungen: Unverändert in den USA und ein Plus von 0,25 Prozentpunkten im Euroraum. Doch der Ton spielt die Musik! Fed-Chef Powell offenbarte, dass er im Zweifel schon im Juli den Treppengang nach oben weitergeht. In Europa wiederum stellte sich laut EZB-Präsidentin Lagarde die Frage nach einer Pause beim Zinsanstieg erst gar nicht. Ein erneuter Zinsanstieg um 0,25 Prozentpunkte bereits Ende Juli kann als sehr wahrscheinlich angesehen werden. Die Ernsthaftigkeit und Aktivität der EZB gegen die Inflation ist damit klar. Die Renditen von Bundesanleihen legten zu. Die Aktienmärkte verzeichneten Kursgewinne.

 

In der kommenden Woche schließt sich der Reigen der Notenbanksitzungen. Sowohl bei der Bank of England als auch in Norwegen und in der Schweiz ist mit Leitzinserhöhungen um 0,25 Prozentpunkte zu rechnen. Es steigt auch in diesen drei Ländern noch kein weißer Rauch von final beruhigter Inflation auf. Immerhin dürfte es bei der Schweizerischen Nationalbank der wohl letzte Zinsschritt sein. Von konjunktureller Seite gibt es zunächst wenig neue Daten, die Impulse für die Aktienmärkte geben könnten. Somit werden an den Märkten weiter die jüngsten Aktivitäten der Zentralbanken verarbeitet. Bleibt es bei der Einschätzung, dass der Zinsgipfel nahe ist und im kommenden Jahr Leitzinssenkungen einsetzen werden? Dann ist von konstruktiven Perspektiven für die Aktien- und Rentenmärkte auszugehen. Die abschließende Antwort auf die Frage wird wohl erst in der zweiten Jahreshälfte gegeben werden. Soweit werden uns schwankende Kapitalmärkte begleiten.

09.06.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gefragt: Aktien

Nach der Einigung auf eine neue Schuldengrenze in den USA ist ein großes Risikothema für die Kapitalmärkte vom Tisch. Die US-Aktienmärkte reagierten erleichtert und so konnten die US-Barometer in der abgelaufenen Börsenwoche neue Jahreshöchststände erklimmen. Jetzt fehlen allerdings die Impulse für neue Richtungen. Die europäischen Aktienmärkte traten hingegen mehr oder weniger auf der Stelle. Dass die deutsche Wirtschaft doch in eine Rezession gefallen ist, wie die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigten, war an der Börse eingepreist worden. Und selbst wenn man auf der Ebene des Euroraums ebenfalls über rezessive Tendenzen diskutiert, bleibt es dabei, dass der große Absturz nach den massiven Zinssteigerungen dieses Jahres ausgeblieben ist. Für Deutschland gilt ohnehin: Wichtigstes Thema ist nicht die momentane Konjunkturlage, sondern die langfristigen Standortprobleme von Überregulierung bis Arbeitskräftemangel.

 

Von herausragender Bedeutung für Konjunktur und Finanzmärkte ist, dass sich die Inflation weiter nach unten bewegt. Nachdem der Inflationsrückgang in den vergangenen Monaten etwas zäh vonstattenging, kann sich das Ergebnis doch aktuell sehen lassen. Diese Entlastung bedeutet vor allem, dass die Notenbanken ihre Zinsen nicht mehr allzu sehr anheben müssen. In den USA könnte der Zinsgipfel bereits jetzt erreicht sein. In Europa wird die Europäische Zentralbank wohl noch zweimal anpassen. Dann ist aber auch hierzulande die Zinsschraube fest genug angezogen, um die Inflation in den kommenden Quartalen in den Griff zu bekommen. In der Türkei wecken erste wirtschaftspolitische Personalentscheidungen des wiedergewählten Präsidenten Hoffnung auf eine Wende in der desaströsen Geld- und Finanzpolitik. Diese geht jedoch zwangsläufig mit einer weiteren Abwertung der türkischen Währung einher.

 

02.06.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Inflationsbild: hübscher, aber noch nicht schön

Die bis zuletzt drohende Zahlungsunfähigkeit in den USA ist abgewendet. Damit ist der US-Staat weiterhin handlungsfähig. So weit, so gut. Wenn man das nur über die Inflations- und Konjunkturentwicklung sagen könnte. Dabei zeigt der geldpolitische Straffungskurs der Notenbanken zweifellos Spuren: Gewünschte, wie bei den rückläufigen Inflationsraten, hingenommene, wie schwächliche Konjunkturdaten. Zweifellos dringen die verschlechterten Finanzierungsbedingungen durch zu den Unternehmen und belasten deren wirtschaftliche Aktivität. Doch zeigt sich die Weltwirtschaft immer noch recht resilient. Mithin ist es für die Notenbanken ein zähes Zurückdrängen des Preisauftriebs. Die frisch veröffentlichten Inflationsdaten für den Mai sind deutlich zurückgegangen. Vor allem die gesunkenen Energiepreise haben für eine Inflationsrate von „nur“ noch 6,1 Prozent gesorgt. Der unterliegende Inflationstrend ist, gemessen anhand der Kerninflationsrate, mit 5,3 Prozent indes nach wie vor unbefriedigend hoch. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, lässt wenig Zweifel daran, dass ein einzelner weiterer Zinserhöhungsschritt noch nicht ausreichend sei, um schlussendlich ein schönes Inflationsbild zu zeichnen. Vor diesem Hintergrund war es trotz des Aufatmens im US-Politkrimi um die Schuldenobergrenze eine durchwachsene Woche an den Aktienmärkten. Bundesanleihen und US-Staatsleihen verzeichneten erhebliche Renditerückgänge.

 

In der anstehenden Woche treffen sich die OPEC-Staaten, was auch Einfluss auf die Finanzmärkte haben sollte. Die erdölexportierenden Länder könnten sich nach dem jüngsten Preisrückgang beim Rohöl auf eine weitere Fördermengenkürzung verständigen. Darin mag ein Konjunkturpessimismus für die Weltwirtschaft zum Ausdruck kommen, die auch mit weniger Rohöl auskömmlich versorgt sein sollte. Der Rohölpreis selbst sollte damit stabilisiert werden. Kleinere Notenbanken, wie in Australien oder Kanada, werden bei ihren Leitzinsentscheidungen zeigen, dass der Zinserhöhungszyklus global dem Ende nahe ist. Doch ist bei den Inflationsraten eben noch nicht alles gut und zielkonform, was die Spannung für die Märkte hochhält.

 

26.05.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die Märkte halten die Luft an

Das politische Ringen in den USA um die Anhebung der Schuldenobergrenze hält an. Aufgrund der gravierenden Differenzen zwischen Demokraten und Republikanern sind es offenkundig zähe Verhandlungen. Die Zeit für eine Einigung läuft langsam ab. Aus Sicht der Marktteilnehmer ist das Risiko eines noch nie erlebten Zahlungsausfalls der USA nennenswert, sie halten daher die Luft an: Die Kurse von Aktien gaben im Wochenvergleich nach und die Staatsanleiherenditen erhöhten sich spürbar. Die Schäden eines politischen Unfalls wären immens. Daher bleibt das wahrscheinlichste Szenario, dass der nahende Zahlungsausfall in den USA noch rechtzeitig vermieden wird, die Märkte also bald wieder beruhigt ausatmen können. Freilich bleibt es dann immer noch ein herausforderndes Umfeld mit sehr mäßiger gesamtwirtschaftlicher Aktivität, zu hohen Inflationsraten und restriktiver Geldpolitik.

 

In Deutschland hat das Statistische Bundesamt das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal nach unten revidiert, sodass nun eine technische Rezession mit zwei Minusquartalen in Folge vorliegt. Die konjunkturellen Sommer-Perspektiven für Deutschland sind mit Blick auf dem im April gesunkenen ifo Geschäftsklima-Index nur bescheiden.

 

In der verkürzten Pfingstwoche wird sich der Blick wieder auf die Entwicklung der Inflation und mithin der Notenbankpolitik richten. Jedoch zeigt sich eine zähe Inflationsentwicklung bei Dienstleistungspreisen, sodass die sogenannte Kerninflationsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) mit 5,5 Prozent nach wie vor zu hoch ausfallen dürfte. Die Europäische Zentralbank wird dies zur Kenntnis nehmen und noch weitere kleine Zinserhöhungen adressieren.

 

In den USA steht zum Wochenschluss der Arbeitsmarktbericht zu Veröffentlichung an. Die dortige Notenbank Fed wird der Stärke des Arbeitsmarktes und der Lohnentwicklung Beachtung schenken, um den binnenwirtschaftlichen Preisdruck abzuschätzen. Damit dürften die Marktteilnehmer nach dem Aufatmen im politischen Streit um die Schuldenobergrenze unter weiterer Anspannung agieren.

 

19.05.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Angestrengtes Zinsumfeld

Die Freude über rückläufige Inflationsraten ist an den Märkten zuletzt etwas verflogen. Das Zinsumfeld wirkt wieder angestrengter, die Anleiherenditen sind in der abgelaufenen Woche diesseits und jenseits des Atlantiks spürbar angestiegen. Taktgeber hierfür sind die Vereinigten Staaten: Kommentare von der amerikanischen Notenbank (Fed) verstärken den Eindruck, dass eine erneute Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte nicht ausgeschlossen werden kann. Die Finanzmarktteilnehmer erleben, dass die Erzählung über hohe Zinsen für die nächsten Jahre von den Notenbanken betont wird. Auch die angekratzte Schuldenobergrenze gilt es an den Zinsmärkten zu berücksichtigen. Das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit der USA scheint sich indes aufzulösen. Äußerungen des republikanischen Mehrheitsführers im Repräsentantenhaus, McCarthy, dass eine Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze bis Sonntag erreicht werden könnte und in der kommenden Woche die Abstimmungen im Kongress möglich seien, geben Aktienkursen und dem US-Dollar Rückenwind. Im feiertagsbedingt dünnen Handel schloss der Deutsche Aktienindex (DAX) am Donnerstag zum ersten Mal seit Januar 2022 über 16.000 Punkte und das Allzeithoch bei 16.290 Punkte rückte in greifbare Nähe.

 

In den nächsten Tagen dürfen die Kapitalmärkte einige Konjunkturdaten erwarten, die die Stimmung wohl kaum einheitlich heben werden. Das Bruttoinlandsprodukt und die Einkaufsmanagerindizes werden die schwächliche Verfassung der Eurolandkonjunktur bestätigen. Die Volkswirtschaften stecken zwar keineswegs in einer schmerzlichen Rezession, aber positive konjunkturelle Dynamik sucht man ebenfalls vergebens. In Deutschland dürfte das ifo Geschäftsklima zurückgehen und die Fragilität der wirtschaftlichen Aktivität unterstreichen. So bleibt der Blick auf die Notenbanken und deren Einschätzung der Inflationsentwicklung: In den USA sollten die Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte im April gestiegen sein und dabei der Deflator des Privaten Konsums leichte preisliche Entspannung andeuten. Ob dies der Fed eine wohlwollende Interpretation abringen kann, ob mithin der Leitzinspfad an den Börsen freundlicher eingeschätzt wird und der DAX rasch ein frisches Allzeithoch erreicht, verspricht Spannung für die neue Handelswoche.

 

12.05.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gipfelsturm abgeblasen

Sah es zu Beginn der abgelaufenen Börsenwoche noch so aus, als wollte der Dax zu einem Gipfelsturm auf neue Höchststände ansetzen, so scheiterte er dann doch schon an der 16.000-Punkte-Marke und ging fast unverändert aus der Handelswoche hinaus. Den Hintergrund stellten weiterhin besser als erwartete Quartalsberichte der Unternehmen dar. Die Gesellschaften können mit dem inflationären Umfeld weiterhin recht gut umgehen. Auch von der Inflation selber gab es ermutigende Nachrichten: Der US-Preisauftrieb schwächte sich im April leicht über den Erwartungen ab. Für die Wirtschaft sind das gute Nachrichten, denn je schneller die Inflation sich wieder beruhigt, desto weniger müssen die Notenbanken geldpolitischen Gegenwind entfachen. Allerdings gab es nicht nur Sonnenschein. So wurden schlechte Zahlen aus der deutschen Wirtschaft sowohl bei der Produktion, als auch bei den Auftragseingängen und der Ausfuhr gemeldet. Auch der Umsatz im deutschen Einzelhandel verringerte sich deutlich. Diese – teilweise starken – Rückgänge sollten allerdings nicht überbewertet werden. Bereits im Dezember 2022 gab es reihenweise rückläufige Wirtschaftsdaten, die nach einigen Wochen durch die Statistik nach oben korrigiert wurden.

 

Aber von konjunktureller Euphorie kann man für die gesamte Weltwirtschaft gegenwärtig nicht sprechen. Dazu kommt eine besondere Problemlage in der US-amerikanischen Finanzpolitik: Im Januar wurde die Schuldenobergrenze von gut 31 Billionen US-Dollar erreicht und seither werden Rechnungen mithilfe von „außergewöhnlichen Finanzmitteln“ bezahlt. Bereits Anfang Mai sorgte US-Finanzministerin Janet Yellen für Aufregung als sie davor warnte, dass dem Schatzamt deutlich früher als bisher gedacht – nämlich bereits Anfang Juni – die finanziellen Mittel ausgehen könnten. In diesem Fall würden nicht nur Rentenzahlungen und Sozialleistungen gestoppt werden, sondern auch der Zinsdienst sowie Rückzahlungen von Staatsanleihen. Politisch bedingte Unsicherheiten oder Verzögerungen könnte das Finanzsystem weltweit erschüttern. Dazu wollen es die politischen Parteien zwar nicht kommen lassen, aber das Tauziehen im Repräsentantenhaus um einen Beschluss zur Erhöhung der Obergrenze braucht seine Zeit.

 

05.05.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gipfelstürmer

Mit ihrer Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte hat die US-Notenbank Fed in dieser Woche wohl den Gipfel im aktuellen Zinserhöhungszyklus erreicht. Auch die Europäische Zentralbank hat ihren Leitzins um einen Viertel Prozentpunkt nach oben genommen, sie sieht im Gegensatz zur Fed aber bei ihrem geldpolitischen Straffungskurs noch etwas Luft nach oben. Die Kapitalmärkte nahmen die beiden Zinsentscheide mit Gelassenheit zur Kenntnis, man hatte allgemein damit gerechnet.

 

Doch es gibt derzeit einige Themen, die den Notenbanken wie auch den Analysten Kopfzerbrechen bereiten. Die US-Regierung könnte schon bald zahlungsunfähig werden, wenn die Schuldengrenze nicht rechtzeitig angehoben wird. Die Suche nach einem überparteilichen Kompromiss gestaltet sich schwierig. Ein kurzzeitiger Zahlungsausfall der USA würde zu großen Marktturbulenzen führen. Zudem haben der Zusammenbruch der First Republic Bank und die Kurskapriolen bei zwei weiteren mittelgroßen Banken, PacWest und Western Alliance, erneut gezeigt, dass die US-Banken eine sehr schwierige Phase durchlaufen, die vorwiegend den Folgen der deutlich gestiegenen Zinsen geschuldet ist. Im Risikoszenario einer eskalierenden Bankenkrise käme es zu einer ausgeprägten Rezession, die schnell zu ersten Leitzinssenkungen führen würde, insbesondere in den USA. Nach einer tiefen Rezession sieht es aktuell jedoch nicht aus. Weder die Einkaufsmanagerindizes noch der US-Arbeitsmarkt lieferten zuletzt klare Hinweise auf eine spürbare konjunkturelle Abschwächung.

 

In der kommenden Woche richtet sich das Augenmerk hierzulande auf die deutschen Produktions- und Außenhandelsdaten und in den USA auf die Inflationsdaten für April.

28.04.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die Konjunktur läuft

Zahlen zur deutschen Konjunktur prägten die wirtschaftlichen Schlagzeilen in der zurückliegenden Woche. Zunächst vermeldete das ifo-Geschäftsklima den sechsten Anstieg in Folge. Dies ist grundsätzlich erfreulich. Trotz dieser erneuten Verbesserung bleibt die Stimmung der deutschen Unternehmen jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt. Es ist immer noch die Erleichterung über den überstandenen Energiewinter, die das Geschäftsklima treiben. Die Stimmung bei den Unternehmen zeichnet daher ein gemischtes Bild. Die Lage ist deutlich besser als noch vor Monaten befürchtet. Angesichts steigender Zinsen und fragiler Weltkonjunktur wird aber auch nicht mit einem kräftigen Aufschwung gerechnet. Dieses Stimmungsbild wurde gegen Ende der Börsenwoche durch die „harten Daten“ zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal bestätigt. Demnach hat die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den vergangenen drei Monaten des Vorjahres mindestens stagniert, was noch vor wenigen Wochen als ausgeschlossen galt.

 

Die Aktienmärkte haben diese wirtschaftliche Aufhellung in diesem Jahr mit deutlich steigenden Kursen quittiert. Jetzt herrscht eine abwartende Haltung vor, bis sich die weiteren Perspektiven klären. Wenig Beachtung fand an den Finanzmärkten der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Obwohl er an die Abschlüsse in den inflationsträchtigen 70er Jahren anknüpft, machen die Marktteilnehmer noch keine akuten Gefahren einer Preis-Lohn-Spirale aus. Tatsächlich sind es auch die Lohnabschlüsse im kommenden Jahr, die darüber entscheiden, ob die Inflation weitergeht oder gestoppt werden kann. Bis dahin können die Notenbanken jedoch noch keine Entwarnung bei den Zinsen geben.

 

21.04.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Keine Euphorie

An den Aktienmärkten haben sich die Kurse in den vergangenen Wochen sehr erfreulich entwickelt. Zum Schluss gab es allerdings auch mal wieder Kursabschläge. Langsam setzt sich nämlich bei den Marktteilnehmern die Erkenntnis durch, dass die Notenbanken alles andere als gewillt sind, die Märkte schon bald wieder mit sinkenden Zinsen zu unterstützen. Die eintreffenden Inflationsberichte sind dazu einfach zu schlecht. Die veröffentlichten deutschen Erzeugerpreise zeigten zwar weiterhin ein rückläufiges Inflationsbild, das allerdings hauptsächlich von gesunkenen Energiepreisen gezeichnet war. In anderen Sektoren, wie etwa den Konsumgüterpreisen, beruhigt sich der Preisauftrieb leider kaum.

 

An den Aktienmärkten haben in den vergangenen Monaten zwei Faktoren positiv gewirkt. Zum ersten konnten die Unternehmen die gestiegenen Kosten relativ problemlos in ihre Verkaufspreise überwälzen, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen sehr kräftig war. Das hat die Unternehmensgewinne stabiler gehalten als es für eine wirtschaftliche Schwächephase wie der gegenwärtigen üblich ist. Zum zweiten profitierten die Aktien, insbesondere in Europa, von der allgemeinen Erleichterung, dass die im vergangenen Herbst wegen der Energiekrise befürchteten ökonomischen Absturzszenarien nicht eingetreten sind. In die Zukunft gerichtet ist jedoch höchst unsicher, ob sich die Gewinnentwicklung so halten kann. Die Energiesorgen sind abgelöst worden von Zinssorgen. Die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen ist tiefgreifender und anhaltender als das manch Marktteilnehmer bislang dachte. Insofern kommt an den Aktienmärkten keine Euphorie auf. Das wiederum hat auch seine gute Seite, denn so werden neuerliche Kurs-Übertreibungen unterbunden. Langfristig bleiben die positiven Aussichten für Unternehmenswerte insgesamt intakt.

14.04.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Meinungsunterschiede

In der abgelaufenen Handelswoche herrschte nachösterliche Ruhe an den Kapitalmärkten. Insbesondere gab es keine schlechten Nachrichten. Die Turbulenzen im Bankensektor sind erst einmal vorbeigezogen. Vor diesem friedlichen wirtschaftlichen Hintergrund setzten die Aktienmärkte ihren Auftrieb weiter fort. Dabei war die Woche aus ökonomischer Sicht keineswegs ereignislos. So mahnte der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner neuesten Konjunkturprognose, dass die Weltwirtschaft vor einer schwierigen Phase stehe. Die Inflationsbekämpfung führe zu höheren Zinsen und belaste damit das weltweite Wachstum. Mit einer Wachstumsprognose für dieses Jahr von nur 2,8 Prozent malte der IWF denn auch kein rosiges Bild für die Weltwirtschaft. Die Risiken von weiteren Ungleichgewichten im Finanzsektor seien gestiegen. Gleichzeitig gab es keine Erfolgsmeldungen von der Inflationsbaustelle.

 

In den USA ging zwar die Inflationsrate wie erwartet weiter zurück. Mittlerweile hat sich jedoch herumgesprochen, dass dies im Wesentlichen durch die wieder rückläufigen Energiepreise verursacht wird. Zwar standen die Energiepreise auch am Ausgangspunkt der Inflationsbewegung im vergangenen Jahr, aber mittlerweile hat sich hieraus ein breiterer Inflationsprozess entwickelt. Diese breite Welle von anhaltenden Preissteigerungen, etwa im Dienstleistungssektor, ist eben noch nicht gebrochen. Von daher überrascht es, dass an den Zinsmärkten für die USA bereits in der zweiten Jahreshälfte schon wieder Zinssenkungen erwartet werden. Doch diese kann die US-Notenbank Fed einfach nicht liefern, es sei denn, die US-Wirtschaft läuft in eine deutliche Rezession hinein. Allerdings sieht es danach zurzeit nicht aussieht. Hierzulande stieß die Europäische Zentralbank ins gleiche Horn. Mehrere Zentralbanken äußerten sich, dass angesichts hartnäckiger Kerninflationsraten die Leitzinsen in den kommenden Monaten noch weiter ansteigen müssten. Im weiteren Jahresverlauf werden entweder die Notenbanken oder viele Marktteilnehmer ihre Erwartungen korrigieren müssen.

06.04.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Starke Konjunktursignale

Auch in der Vorosterwoche hielt der Dax sein hohes Niveau, auf das er sich erholt hatte, nachdem die Bankenkrise erst mal wieder abgesagt worden war. Den Hintergrund bildeten gute Konjunkturdaten aus Deutschland. Die Exportzahlen weisen wieder nach oben, so dass vom Außenhandel ein kräftiger Impuls für das Wachstum im ersten Quartal ausgehen wird. Zuvor hatten bereits die gesunkenen Energiepreise für Entlastung gesorgt. Auch die Produktion zieht wieder an, so dass die Winterrezession in Deutschland nicht mehr stattfinden wird. Dies sorgte an den Aktienmärkten vorübergehend sogar für einen neuen Jahreshöchststand beim Dax. Allerdings bleibt die Wirtschaftslage nicht ungetrübt. Der Bankenstress hält weiter an, da die Zinsen weiter steigen werden. Dies hat dazu geführt, dass die Kreditnachfrage deutlich rückläufig ist, sowohl in den europäischen Volkswirtschaften als auch in den USA.

 

Wer die Rolle von Veränderungen der Kreditaggregate für die Konjunktur kennt, muss dies als Warnsignal dafür auffassen, dass die wirtschaftliche Dynamik bis ins kommende Jahr hinein nicht sehr kräftig ausfallen kann. Dies zeigt sich beispielsweise auch in den aktuellen Stimmungsumfragen für die US-Konjunktur, die klar nach unten zeigen. Steigende Zinsen verlangsamen die Konjunktur. Das ist auch erwünscht, schließlich ist die immer noch rekordhohe Inflation einzudämmen. Die Europäische Zentralbank deutete überdies auf die Konsequenzen der verschlechterten Kreditbedingungen für die Immobiliensektoren. Gute Bürogebäude in zentraler Lage sind zwar nachgefragt wie nie und das auch zu hohen Mieten. Veraltete Immobilien bekommen jedoch mehr und mehr Preisdruck zu spüren. Insgesamt halten sich also positive und negative Wirtschaftsnachrichten die Waage. Für die Aktienmärkte ist dies keine so schlechte Umgebung.

31.03.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Inflation beginnt Abwärtstrend

Endlich kommen von der Inflation mal bessere Nachrichten. Die Rate für Deutschland sank im März um mehr als einen Prozentpunkt auf 7,4 Prozent. Man sollte nicht kleinreden, dass Energiepreise und Lieferkettenprobleme sich wieder deutlich beruhigt haben. Das wird in den kommenden Monaten zu weiteren Erleichterungen bei der Inflation führen. Schwieriger wird es mit den hartnäckigen Preissteigerungen, die etwa durch die starken Lohnsteigerungen weiter angefacht werden. Dieser Bodensatz der Inflation wird erst in zwei oder drei Jahren herausgeschwemmt sein, und hierzu sind unabhängig vom gegenwärtigen Bankenstress noch weitere moderate Zinssteigerungen der Notenbanken notwendig. Die Aktienmärkte nahmen den Inflationsrückgang mit Befriedigung auf. Der deutsche Leitindex Dax legte in der zurückliegenden Handelswoche eine deutliche Erholung hin. Grund hierfür war neben den guten Inflationsdaten vor allem aber die Beruhigung der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor diesseits und jenseits des Atlantiks. Die großen Notenbanken machten allerdings auch in den vergangenen Tagen deutlich, dass zur weiteren Eindämmung der Inflation sogar noch weitere moderate Zinssteigerungen notwendig wären. Das hält den Druck auf die Finanzsektoren weltweit aufrecht. An den Kapitalmärkten ist dies sichtbar in ungewöhnlich hohen Schwankungen bei Anleihekursen. Hier herrscht Unsicherheit über den weiteren Kurs der Geldpolitik wie auch über die Entwicklung der Kreditqualität. Für alle Marktsegmente unterstützend waren die jüngsten realwirtschaftlichen Daten. Sie zeigen, dass die Konjunktur unter Berücksichtigung der Belastungsfakten relativ stabil bleibt.

 

In der kommenden Woche stehen Konjunkturdaten im Mittelpunkt. Neue Stimmungsindikatoren aus China werden Aufschluss darüber geben, wie stark der Aufschwung nach dem Ende der Corona-Beschränkungen ausfallen wird. In Deutschland wird für die Produktion im produzierenden Gewerbe eine stabile Entwicklung erwartet. Zum Wochenschluss folgen dann in den USA mit den monatlichen Arbeitsmarktzahlen noch sehr wichtige Hinweise für die dortige Konjunkturentwicklung.

24.03.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Konjunkturbremse

Auch in der abgelaufenen Börsenwoche dominierte das Geschehen um die Banken die Finanzmärkte. Weltweit wird der Finanzsektor durch die in Rekordtempo gestiegenen Zinsen unter Druck gesetzt. Es sind nicht faule Kredite, die das Problem darstellen, sondern vorübergehende Wertminderungen bei Vermögensgütern in Verbindung mit höheren Refinanzierungskosten der Banken. Sowohl in den USA als auch in der Schweiz haben Aufsicht und Notenbanken die akuten Themen schnell adressiert. Die Auffanglösung für die Credit Suisse wurde von den Märkten zunächst mit Skepsis aufgenommen, da auch bestimmte Anleihegläubiger Verluste einstecken mussten. Danach besannen sich die Marktteilnehmer allerdings auf die Unterschiede zwischen den Regulierungen der Schweiz und denen des Europäischen Währungsraums. Die Aktienmärkte schwenkten zunächst auf einen Erholungskurs ein. Dieser kam jedoch im Verlauf der Woche wieder unter Druck. Denn zum einen erschien bei den US-Regionalbanken das Vertrauen noch nicht ausreichend wiederhergestellt. Zudem machten die Notenbanken deutlich, dass die jüngsten Friktionen nicht zu einer Umkehrung des geldpolitischen Straffungskurses führen würde. Wie in der Vorwoche die Europäische Zentralbank setzte auch die US-Notenbank ihre Zinserhöhungen fort. Die Marktteilnehmer erwarten weniger eine umfassende Bankenkrise als vielmehr Einschränkungen bei der Kreditvergabe und damit verbundene konjunkturelle Bremseffekte. Es zeigt sich damit immer mehr, dass Inflationsbekämpfung nicht zum Nulltarif zu haben ist. So waren in den ersten Konjunkturumfragen aus dem März die Konjunkturerwartungen bereits wieder rückläufig. Eine mögliche weitere konjunkturelle Verlangsamung gefällt den Aktienmärkten nicht. Daher blieb die weitere Kursentwicklung in dieser Woche eher verhalten. Allerdings ist dies durchaus gängige geldpolitische Logik: Schwierigere Kreditbedingungen und eine gedämpfte Konjunktur führen nämlich mittelfristig wieder zu geringeren Inflationsraten.

17.03.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gift für die Konjunktur

Eine Woche des Erschreckens an den Finanzmärkten liegt hinter uns. Zu Beginn der Woche wirkten sich noch die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA auf die Märkte aus. Der starke Renditeanstieg am US-Treasury-Markt der vergangenen Monate hatte zu hohen Kursverlusten im Anleihebestand der Bank geführt. Die US-Einlagensicherung sowie die US-Notenbank haben schnell und effektiv reagiert. Alle Kundeneinlagen wurden sofort abgesichert, und auch für alle anderen Regionalbanken wurde ein umfangreiches Liquiditätsprogramm eingerichtet. Wie oft in solchen Situationen im Bankenbereich wird Misstrauen schnell übertragen. Obwohl es keine inhaltlichen Verbindungen zu den US-Bankenproblemen gibt, erhöhten sich nun auch die Stresssignale auf dieser Seite des Atlantiks, genauer in der Schweiz bei der Credit Suisse. Die zweitgrößte Bank der Schweiz kämpft schon seit längerem mit einer zu geringen Profitabilität. Im Zuge der sich verschlechternden Refinanzierungsbedingungen hat sehr schnell auch dort die Nationalbank Liquiditätsunterstützung signalisiert. Damit wurde die unmittelbare Negativdynamik gestoppt.

An den Aktienmärkten führten die Sorgen vor einer neuen Bankenkrise zu Kursverlusten von vorübergehend fast zehn Prozent, in einigen Sektoren auch mehr. An den Zinsmärkten wurden die zuletzt hohen Zinssteigerungserwartungen wieder ausgepreist und damit die Ursachen der Probleme wieder etwas abgemildert. Es sind die historisch starken Zinssteigerungen der vergangenen Monate, die den Finanzsektoren weltweit zusetzen. Finanzierungen werden teurer, Kreditkonditionen verschärfen sich und vor allem mindern sich die Werte von Vermögensgütern. Dies führt zu Bremswirkungen in der Konjunktur. Aber genau diese Bremswirkungen haben die Notenbanken mit ihren Zinssteigerungen beabsichtigt, denn nur so lassen sich die zu hohen Inflationsraten wieder einfangen. So signalisierte die EZB mit ihrem Zinsschritt im angekündigten Ausmaß von 0,5 Prozentpunkten Kontinuität bei der Inflationsbekämpfung wie auch ihr Vertrauen in die Solidität des europäischen Bankensystems. Dass auf diesem Weg die Finanzstabilität gewahrt bleiben muss, ist eine notwendige Nebenbedingung. Sie wird Notenbanken und Aufsicht in den kommenden Monaten weiter beschäftigen.

10.03.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Aktienkurse auf hohem Niveau

Die Aktienmärkte verharrten über den Großteil der zurückliegenden Woche auf ihrem hohen Niveau, bevor – gegen Ende der Woche – Sorgen um die Auswirkungen der Zinssteigerungen auf US-Banken Kursrücksetzer auslösten. An den Anleihemärkten stiegen die Renditen weiter an. Den Hintergrund bildeten Aussagen von Zentralbankern aus den USA wie auch aus dem Euroraum, dass die Eindämmung der hohen Inflation im Vordergrund ihrer Geldpolitik stehen müsse. Das bedeutet, dass die Notenbanken mit weiteren Zinssteigerungen die Konjunkturbremse drücken werden. Dabei fahren die Notenbanken „auf Sicht“, das heißt, dass aktuelle Datenveröffentlichungen, wie etwa die Arbeitsmarktzahlen in den USA einen unmittelbaren Einfluss auf Höhe und Timing des nächsten Zinsschrittes haben. Welches Ausmaß die Zinssteigerungen am Ende annehmen, ist selbst aus Zentralbanksicht nicht prognostizierbar. Der Grund: Erfahrungen mit so hohen Inflationsraten in einer globalisierten Wirtschaft gibt es noch nicht. In jedem Fall können die Notenbanker aber schon einen Erfolg verbuchen: Die Finanzmarktteilnehmer haben ihre Inflationserwartungen auf Basis der bisherigen Straffungs- und Kommunikationsmaßnahmen der Notenbanken reduziert. Die Eindämmung der Inflation ist unterwegs, aber es wird noch viele Monate dauern, bis Entwarnung gegeben werden kann. Ob hierbei die Konjunkturentwicklung noch Schaden nehmen wird, steht im Zentrum der Überlegungen am Aktienmarkt.

 

Zahlen über die Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal hellten zudem die Märkte weiter auf und bestätigten damit das Bild einer stabilen, wenngleich nicht überbordenden Konjunktur im Euroraum. Die Weltwirtschaft und damit auch der deutsche Export wird gestützt durch wieder vermehrte Aktivität in China, wo der nationale Volkskongress ein neues Wachstumsziel von gut 5 Prozent ausrief.

03.03.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Gift für die Konjunktur

Inflation und immer wieder Inflation. Die neuesten Daten zur Entwicklung der Teuerung im Februar fielen enttäuschend aus. Während sich die Preisentwicklung bei der Energie langsam beruhigt, waren die Lebensmittel nun die neuen Preistreiber. Hier sind es vor allem verarbeitete Lebensmittel, bei denen gestiegene Energiekosten und Rohstoffpreise an die Verbraucher weitergegeben werden. Diese wiederum versuchen, die Einbußen bei ihren Arbeitgebern einzufordern. Die ersten Warnstreiks in den großen Dienstleistungsbranchen, bei denen in diesem Jahr Lohnverhandlungen im Kalender stehen, werden angedacht. Die Durchsetzungsquote der Forderungen betrug in Deutschland bisher 80 Prozent, ein historisch hoher Wert. Auf der anderen Seite werden die Unternehmen diese Kostensteigerungen in ihre Abgabepreise überwälzen, was den Rückgang der Inflation weiter behindern dürfte.

 

An den Finanzmärkten wird diese Entwicklung mit einiger Sorge gesehen, denn sie führt zu weiter steigenden Zinsen. So kletterten die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihe auf neue Rekordniveaus von mehr als 2,7 Prozent. Steigende Zinsen sind Gift für die Konjunktur und für die Aktienmärkte. Der Dax verharrte jedoch unbeeindruckt in einer Handelsspanne über 15.000 Punkten. Aus der Handelspolitik gab es zur Abwechslung in dieser Woche mit der Einigung im europäisch-britischen Handelsstreit über Nordirland auch mal gute Nachrichten. Eine wieder kooperativere Haltung aus dem Vereinigten Königreich ist auch bitter nötig, denn die Volkswirtschaft ist als Handelspartner nicht nur für Deutschland mächtig hinter anderen Ländern zurückgefallen. Der Wechselkurs des britischen Pfundes reagierte dementsprechend auch nicht euphorisch – zu groß sind die wirtschaftspolitischen Aufgaben, um die britische Wirtschaft wieder fit zu machen.

24.02.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Geopolitik und Konjunktur

Geopolitik und Konjunktur bestimmten die Kurse an den Finanzmärkten in der abgelaufenen Börsenwoche. In der Woche des Jahrestages der russischen Invasion rückte der Krieg in besonderer Weise wieder in den Fokus der Marktteilnehmer. Für Unruhe sorgten insbesondere Berichte über mögliche Waffenlieferungen aus China nach Russland. Da eine solche Unterstützung der militärischen Aggression wirtschaftliche Sanktionen gegenüber China nach sich ziehen würde, zeigte sich zur Wochenmitte eine gewisse Nervosität an den Aktienmärkten. Jedoch wird ein solches Szenario angesichts der hohen ökonomischen Kosten, die ein solches Vorgehen auch für China bedeuten würde, immer noch als recht unwahrscheinlich eingeschätzt. Die Woche verdeutlicht wieder einmal, dass der russische Krieg in der Ukraine jederzeit weiteren enormen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen nehmen kann. Trotzdem reagierten die Marktteilnehmer auf die gemeldeten Konjunkturdaten positiv.

 

Die aktuellen Stimmungsumfragen für den Euroraum zeigen, dass die Unternehmen einen übertriebenen wirtschaftlichen Pessimismus ablegen und wieder zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Neues gab es auch von der Inflationsrate. Allein eine statistische Revision bewirkte, dass die Teuerung im vergangenen Jahr im Durchschnitt nicht mehr bei 7,9, sondern ‚nur‘ noch bei 6,9 Prozent lag. Was wie Schönrechnerei aussieht, ist tatsächlich eine Übung, die alle fünf Jahre stattfindet. Dann nämlich wird regelmäßig der Warenkorb der privaten Haushalte, welcher der Preismessung zugrunde liegt, aktualisiert. Da die Verbraucher über die Jahre meist zu günstigeren Gütern überwechseln, ist das Ergebnis regelmäßig eine Abwärtskorrektur der vergangenen Inflationsraten. Trotzdem: Auch knapp 7 Prozent sind zu viel. Daher wird die Europäische Zentralbank an ihrem Kurs festhalten und die Zinsen weiter anheben.

 

17.02.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Stabilität mit Hindernissen

Zu Beginn der zurückliegenden Börsenwoche erstaunte wieder einmal die Stabilität der Aktienmärkte. Mit den schwindenden Hoffnungen auf schnell wieder fallende Zinsen hat sich nämlich ein wesentlicher bisheriger Unterstützungsfaktor fast in Luft aufgelöst. Mantraartig beteuern die großen Notenbanken, dass die bisher angekündigten Zinssteigerungen nicht nur umgesetzt werden, sondern dass die dann erreichten Zinsniveaus noch eine ganze Weile länger beibehalten werden als es vielen Marktteilnehmern lieb ist. Für die Notenbanken steht nun einzig und allein die Inflationsbekämpfung im Vordergrund. Obwohl die Inflationsraten nun auch in Europa beginnen deutlich zu fallen, trauen die Währungshüter dieser Entwicklung nicht über den Weg. Bestärkt wurden sie dabei durch die jüngsten Teuerungszahlen aus den USA. Zwar sank die Inflationsrate dort im Januar zum siebenten Mal in Folge. Aber zum einen sank sie weniger als zu erwarten gewesen war und zum anderen liegt die Inflation für den US-Verbraucher immer noch bei 6,4 Prozent im Jahresvergleich. Eigentlich müsste all das die Aktienmärkte nervös machen, zumal auch die börsennotierten Unternehmen zunehmend von Schwierigkeiten bei der Kostenüberwälzung berichten, was ihre Gewinnmargen einschränkt.

 

Im weiteren Wochenverlauf zollten die Marktteilnehmer diesen Bedenken denn auch Tribut, und die Kurse gaben zum Wochenschluss hin nach. Angesichts der hohen Unsicherheit über Wirtschafts- und Inflationsentwicklung wird es im Jahresverlauf wohl noch das eine oder andere Luftloch an der Börse geben. Angesichts der vielen negativen Umstände der vergangenen Quartale ist jedoch ebenso bemerkenswert, dass der viel gefürchtete Absturz eben nicht stattgefunden hat.

10.02.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Es ist kompliziert

Die frischen Informationen aus der zurückliegenden Woche haben den Kapitalmärkten für sich genommen keine nennenswerten Impulse gegeben. Vielmehr hallte noch die Woche davor nach, mit den wichtigen Notenbanksitzungen um dem US-Arbeitsmarktbericht. Auch wenn der unerwartet hohe Beschäftigungsaufbau in den USA mit relativ unaufgeregter Lohnentwicklung einherging, hat sich letztlich bei den Finanzmarktteilnehmern die Einsicht durchgesetzt, dass auf die erste Leitzinssenkung doch wohl etwas länger zu warten ist. Entsprechend kam es an den Rentenmärkten zu deutlichen Renditesteigerungen: bei kürzeren US-Staatsanleihen um bis zu 20 Basispunkte und auch bei Bundesanleihen über die verschiedenen Laufzeiten um mehr als 10 Basispunkte. Diese Zinsbewegung nahm den Aktienmärkten etwas den Atem, den diese bei ihrem schnellen Bergauflauf in diesem Jahr hatten. So fiel die Wochenbilanz leicht negativ aus. Aus der Berichtssaison kamen letztlich keine entscheidenden Treiber, die die Kurse der Anteilscheine der Unternehmen beflügeln konnten.

 

Es ist kompliziert für die Marktteilnehmer, aus Rezessionsperspektiven, rückläufigen Energiepreisen, geopolitischen Risiken und zumindest in Europa Risiken eines Lohndrucks ein ganz klares Bild zu zeichnen. Und dies sollte ja auch noch im Einklang mit der Kommunikation der Notenbanken stehen. So richtet sich der Blick in der kommenden Woche klar auf die Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten in den USA am Dienstag. Es wird den siebten Rückgang der Inflationsrate in Folge geben. So weit so gut. Doch jenseits von Energie- und Nahrungsmittelpreisen zeigt sich die sogenannte Kerninflationsrate durchaus harziger. Es bleibt also sowohl für die Notenbanken als auch für die Kapitalmärkte ein herausforderndes Umfeld.

 

03.02.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Kräftemessen mit den Notenbanken

An den Kapitalmärkten war es eine große Woche der Notenbanken. Mit der US-amerikanischen Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England tagten die Zentralbankräte dreier wichtiger Währungen. Insbesondere in den Vereinigten Staaten wurden dabei starke Diskrepanzen zwischen der Einschätzung der Fed und der Meinung der Marktteilnehmer über die weitere Zinspolitik deutlich. Da bemühte sich die Fed in der Begründung zu ihrer Zinserhöhung um 25 Basispunkte deutlich zu machen, dass es noch Bedarf für weitere Zinserhöhungen gäbe, aber die Märkte glaubten ihr und den Ausführungen ihres Präsidenten bei der Pressekonferenz einfach nicht. Ähnliches bei der EZB: Sie erhöhte die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt und kündigte mindestens eine weitere Erhöhung an, aber trotzdem sanken an den Anleihemärkten die Renditen. Dies sind zwei von vielen Indizien für das kräftemessende Armdrücken, das gegenwärtig zwischen Notenbanken und Märkten stattfindet.

 

Die Makroökonomie sendet widersprüchliche Signale. Einerseits über die Stärke der Konjunktur und andererseits die Frage, ob der absehbare Rückgang der Inflationsraten den Inflationsspuk tatsächlich beenden kann. Es spricht einiges dafür, dass die Notenbanken sich für eine Lockerung der Geldpolitik etwas länger Zeit lassen als es sich die Märkte wünschen. Bis es hier in der zweiten Jahreshälfte mehr Klarheit gibt, freuen sich die Aktienmärkte erst einmal über ein freundliches Umfeld. Die Unternehmensberichte über die Gewinne im zurückliegenden Quartal fielen zwar gemischt aus, aber auch hier kann von einem Absturz nicht die Rede sein. Dieser Mix gab dem Dax in der zurückliegenden Woche kräftigen Auftrieb.

 

In der kommenden Woche stehen vor allem Wirtschaftsdaten aus Deutschland an. Mit dem sentix-Stimmungsindex gibt es die erste Duftnote zum Wirtschaftsverlauf im Januar. Daten zur Industrieproduktion werden ebenfalls gemeldet. Hier liegen die Werte für den Dezember 2022 vor. Das deutsche produzierende Gewerbe sieht sich großen Herausforderungen gegenüber. Eine geringere Nachfrage aus dem Ausland und gestiegene Energiekosten im Inland führen vor allem für die energieintensiven Industriebranchen zu Produktionsrückgängen. Ein schweres Paket hat auch die Bauwirtschaft zu schultern. Nicht nur, dass Material und Arbeitskräfte knapp sind, auch lassen die massiv gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten die Baunachfrage zurückgehen.

27.01.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Aktienmärkte wieder im Tritt

Starke Wirtschaftszahlen boten den Aktienmärkten in der abgelaufenen Woche Unterstützung. In den USA wurde für das letzte Quartal des Vorjahres ein Wirtschaftswachstum von fast 3 Prozent gemeldet. In Deutschland zeigte der Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex, dass die Unternehmen wieder optimistischer in die Zukunft schauen. Trotz wieder kühlerer Temperaturen in Mitteleuropa sank der Preis für Erdgas weiter ab. Die befürchtete Winterkrise findet wohl nicht statt.

 

Stattdessen wird sich die Diskussion mehr und mehr auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland fokussieren. Bei den Rahmenbedingungen für die Unternehmen hat sich in Deutschland großer Reformbedarf aufgebaut. Für die Aktienkurse der meisten gehandelten Unternehmen in Deutschland ist dies jedoch nicht entscheidend. Sie sind in hohem Maße internationale Unternehmen geworden. Egal ob man Umsätze, Gewinne oder die Herkunft der Anteilseigner betrachtet: Die Einflüsse der Weltwirtschaft sind bei weitem wichtiger für die Börsenkurse als die Entwicklungen am Standort Deutschland.

 

Die Aussichten für eine zügige Beruhigung bei der Inflation in den kommenden Monaten sowie ein höheres Wirtschaftswachstum haben die Aktienmärkte in den ersten Wochen des Jahres beflügelt. In den kommenden Monaten werden zwar auch mal wieder enttäuschende Zahlen gemeldet werden. So sollte die Inflation in Deutschland im Januar erst noch einmal ansteigen, bevor sie den Rückwärtsgang einlegt. Und wie kräftig die Wirtschaft in diesem Jahr wirklich ist, wird sich erst zeigen, wenn der Winter mit seinen Belastungen vorbei ist. Es bleibt aber dabei: Die Aktienmärkte haben nach dem enttäuschenden Jahr 2022 wieder Tritt gefasst.

20.01.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Aktienkurse erhalten ersten Dämpfer

Für die deutschen Aktien war es der beste Jahresstart seitdem es den DAX gibt. Da war es keine Überraschung, dass in der dritten Handelswoche auch mal ein erster Dämpfer einsetzte. Zum einen enttäuschten einige Wirtschaftsdaten aus den USA die Erwartungen. Wichtiger ist aber wahrscheinlich, dass die meisten Investoren zum Jahresbeginn unterinvestiert waren und inzwischen ihre Positionierung nachgezogen haben. Trotzdem stellen sich die Bedingungen für die Aktienmärkte weiterhin besser da als noch zum Jahresende 2022.

 

In Deutschland machte etwa das ZEW-Wirtschaftsbarometer einen großen Satz nach oben. Zusätzlich keimen mehr und mehr Hoffnungen auf, dass insbesondere die US-Notenbank ihre Leitzinsen bereits in der zweiten Jahreshälfte schon wieder senken könnten. Zwar wird es kein Zurück in die Zeit mit Null- und Negativzinsen geben, aber ein Teil des enormen Zinsanstiegs aus dem vergangenen Jahr könnte 2023 wieder zurückgenommen werden.

 

Standhaft bei niedrigen Zinsen blieb in der zurückliegenden Woche auch die Notenbank in Japan. Bei der jüngsten Sitzung sendete sie noch keine Signale für einen Wechsel in ihrer jahrelangen Anti-Deflationspolitik. Und das, obwohl die weltweite Inflationswelle auch nach Japan geschwappt ist. Die Märkte zeigten sich enttäuscht, der Yen wertete wieder ab. Nicht nur in Japan wird die die Geldpolitik in diesem Jahr zum Schlüssel für die Entwicklung an den Finanzmärkten. Dies ist angesichts der Bedeutung der Notenbanken als den einzigen Produzenten der gesetzlichen Zahlungsmittel zwar regelmäßig der Fall. Angesichts der anhaltenden Dynamik im makroökonomischen System sind die Entscheidungen der Notenbanken allerdings noch schwieriger vorherzusehen als sonst.

13.01.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Freundlicher Start

Aus dem freundlichen Jahresstart an den Aktienmärkten ist ein Höhenflug geworden. Der Dax nahm die Marke von 15.000 Punkten und spielte damit sogar die US-Aktienmärkte aus. Eine Reihe von Gründen ist dafür verantwortlich, dass sich das Bild doch deutlich aufhellt. Weltweit ist die Konjunktur kräftiger unterwegs als dies im vergangenen Jahr prognostiziert worden war. In Europa hilft die milde Witterung, in China geht trotz der landesweiten großen Infektionswelle die Produktion weiter und die US-Wirtschaft trotzt den bisherigen Zinserhöhungen ihrer Notenbank.

 

In Deutschland erweisen sich die Konsumenten erstaunlich robust. Aus einem anfänglich zögerlichen Weihnachtsgeschäft wurde am Ende ein lebhaftes Verkaufsgeschehen. Zwar ist die Kaufkraft der Einkommen im vergangenen Jahr durch die Inflation im Durchschnitt um knapp 8 Prozent geschrumpft. Die vielen Gegenmaßnahmen der Bundesregierung haben jedoch dazu geführt, dass dieser Kaufkraftrückgang zumindest halbiert wurde. Dazu kommt, dass die Deutschen keine Angst vor einem Arbeitsplatzverlust haben. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften ist der Weg zu einem neuen Job nicht weit.

 

Der Höhenflug im Dax wird sicherlich in den kommenden Monaten auch mal wieder unterbrochen werden. Viele Anleger springen jetzt erst auf den fahrenden Zug auf, das kann zu Übertreibungen führen. Dazu kommt, dass die kommenden Inflationszahlen aus Deutschland noch einmal trübe ausschauen, weil die Hilfen für die Abschlagszahlungen aus dem Dezember im Januar nicht wiederholt wurden. Auch die anstehenden Quartalsberichte aus den Unternehmen können zeigen, dass die Überwälzung der Kostensteigerungen nicht mehr ganz so einfach gelingen könnte. Es bleibt aber dabei, dass der Pessimismus des vergangenen Jahres sich allmählich auflöst.

 

06.01.2023, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Höhenflug

Das neue Aktienmarktjahr ist freundlich gestartet, der Dax stieg innerhalb der ersten Börsenwoche um gut drei Prozent an. Leider leiden alle Börsenregeln, die aus den ersten Handelstagen des Jahres Aussagen für das gesamte Jahr treffen, unter dem Schicksal, das für die meisten saisonalen Börsenregeln gilt: Sie stimmen nicht. Es mag sein, dass die Stimmung noch eine Weile lang freundlich bleibt, denn die europäischen Inflationsdaten für den Dezember boten eine positive Überraschung. Viele Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Notenbanken bei sinkenden Inflationsraten die Zinsen nicht mehr sehr stark erhöhen, sondern sie im Gegenteil bald wieder senken werden. Dies könnte sich jedoch als Milchmädchenrechnung erweisen. Die Gaspreisbremse hat der Inflation in Deutschland erst mal nur ein Zwischentief beschert. Im Januar wird es zunächst wieder nach oben gehen, bevor die Inflationsraten dann ab März deutlich fallen werden. Mehr und mehr geht es aber nicht mehr darum, ob die Inflationsrate überhaupt wieder sinkt, sondern wie stark sie zurückgeht. Die Notenbanken diesseits und jenseits des Atlantiks haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass mit wieder niedrigeren Inflationszahlen nicht sogleich wieder zur Tagesordnung von Nullzinsen übergegangen werden kann. Denn es reicht nicht, dass die Inflation wieder einstellig wird. Solange das Ziel von zwei Prozent Preissteigerung nicht absehbar erreicht ist, werden die Zentralbanken zurückhaltend bleiben beim Lockern der geldpolitischen Zügel. Mittelfristig sind die Ausgangsbedingungen für die Aktienmärkte trotzdem nicht schlecht: Selbst nach den Zinserhöhungen bleibt das Zinsumfeld moderat. Rückläufige Inflationsraten und eine moderate Konjunkturerholung bilden den Stoff, aus dem eine Kurserholung gemacht ist, wenngleich auch unter größeren Schwankungen.

 

In der zweiten Handelswoche des neuen Jahres stehen Daten aus Deutschland im Vordergrund. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe dürfte im November geringfügig zugelegt haben. Das ist eine sensationell gute Nachricht angesichts der derzeitigen enormen Belastungen. Die deutsche Volkswirtschaft schlägt sich bislang erstaunlich wacker. Ende der Woche werden dann die Wachstumszahlen für das vierte Quartal gemeldet. Hier zeigt sich, ob die Energiekrise tatsächlich zu einem Einbruch in Deutschland geführt hat, oder ob die Rezession gar abgesagt werden muss. Einen weiteren Impuls könnten die Finanzmärkte durch die Inflationszahlen aus den USA erhalten: Eine Inflationsenttäuschung kann die Börsenerholung schnell wieder unterbrechen.



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